Worum geht's? Um den Start unseres InlineSpeedTeams am Samstag / Sonntag (30.6 / 1.7.) beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans - genau wie die Rennwagen vor 14 Tagen waren jetzt Mannschaften auf Inlineskates gefragt, möglichst oft einen Staffelstab binnen eines Tages über die Grand Prix-Strecke zu fahren!

Nach einigen Wochen der logistischen Vorbereitung und vielen
Trainingskilometern ging es am Freitag um 07:00 Uhr mit zwei Kleinbussen
in Richtung Frankreich, knapp 800 km liegt der Veranstaltungsort im
Süd-Westen von Paris in der französischen Provinz vom Ruhrgebiet
entfernt. Am Start waren für uns Marc, Jürgen H., Martin, Bärbel, Drea,
Fabi, Dirk, Mio, Axel und halt ich selber auch, Silke und Andrea fuhren
als Betreuerinnen mit. Unmittelbar neben der Rennstrecke konnten wir
unsere Zelte auf einem recht einfachen Campingplatz aufbauen, gleich in
Nachbarschaft einiger (zudem netter) Teams aus dem Umfeld, das war schon
ein schöner Auftakt.

Die eigentliche Veranstaltung begann dann am Samstag, als unser
"Teamchef" Marc die erforderlichen Startunterlagen abholen konnte und
wir uns um 11:00 Uhr mit einem großen Teil des Starterfeldes zum Prolog
durch die Straßen von Le Mans aufmachten. Viele Teams fuhren hatten sich
kostümiert, alle waren gut drauf und natürlich auch reichlich aufgeregt.
Es war eine im Grunde recht nette Geschichte zum Auftakt, bei drückender
Schwüle und langsamer und immer wieder stockender Fahrt auf holprigen
und steilen Straßen aber auch sehr anstrengend. Die Tour endete dann mit
der ersten Besichtigungsrunde auf der Rennstrecke ... was ein Knaller!!!

Natürlich hatten wir uns viel von Marc und Jürgen erzählen lassen (beide
fuhren dort bereits im vergangenen Jahr in anderen Teams und insbesondere Marc
hatte uns ja mit dem "Virus Le Mans" infiziert), was da auf uns zukam,
ließ uns aber schon etwas den Atem stocken (und nicht, weil wir schlecht
trainiert waren) ...

Der Belag selber war von sehr guter Beschaffenheit, griffig und doch
schnell. Nach der Startgeraden ein zunächst leichter Anstieg, dann immer
steiler werdend und zum Schluss kräftig kernig empor! Anschließend
vielleicht 100m mit nur noch mäßiger Steigung zum "Erholen" und dann,
nach ein paar Abdrücken, in rasanter Fahrt bergab (für uns waren das bis
zu 50km/h) und mit diesem Tempo in eine Kurve hinein. Kurz wieder
hinauf, erneute Kurve bergab und lang abfallend mit hohem Tempo weiter,
zwei unmittelbar aufeinander folgende 90-Grad-Kurven, super schnell und
mit Spaß zu fahren. Dann auf etwa 1,8 km, bis auf eine leichte Schikane,
nur gerade aus, im Mittelteil sogar leicht abfallend, also wieder sehr
schnell (und wie wir später erfahren durften, auch mit sehr heftigem
Gegenwind frontal von vorn). Dann noch vier technisch interessant zu
fahrende Kurven und anschließend auf die Start-/Zielgerade zwischen den
Tribünen entlang in die Wechselzone.

Einfach großartig! Sehr anspruchsvoll, respekteinflößend,
abwechslungsreich, tempogeladen, technisch, genau richtig!

Kurze Zeit später musste dann unser "Sprinter" Fabi dann zum
"Qualifying" und schlug sich prima. Hier ging es um die Startplätze auf der Geraden.
Im Grunde auch nur ein nettes Ritual, denn Überholen ist kein Problem auf dem durchweg
breiten Kurs, dieser Teil entzerrt aber das Gedränge bei fast 600 Teams am Start
und auf 24-Stunden-Renndistanz macht der Startplatz nicht wirklich viel aus!

Mio hatte dann die Aufgabe nach dem Startschuss in Socken die Strecke zu
überqueren und sich im "Schnell-die-Schuhe-anziehen-und-dann-lossprinten" zu messen.
Es ist ein übernommener Teil des klassischen Rennwagenrennens, wo auch die Fahrer
zu ihren Renngeschossen sprinten und dann erst losfahren. Nach einer
Schnürsenkelpanne (musste ja passieren) gelang ihm auch ein guter
Auftakt und nachfolgend machten wir uns immer wieder im Wechsel in
Einzelrunden auf den Kurs. Also mit möglichst hoher Geschwindigkeit den
Staffelstab übernehmen und erst einmal hinauf zum Dunlopbogen, mit etwas
Risiko (und viel Spaß) hinabschießen, dann das Tempo möglichst lang hoch
halten, ein paar Kurven noch und im langen Schlusssprint das ablösende
Teammitglied suchen und den Stab sicher übergeben. Stunde um Stunde,
durch den Abend, später etwas surreal unter schwachem Flutlicht durch
die ganze Nacht (mit zeitweisem Regen), den Sonnenaufgang auf der
Strecke erleben, zwischendurch immer wieder mal schnell zum Zelt, ein
oder zwei Stunden Schlaf und etwas Verpflegung.

Toll und unbedingt erwähnenswert die Hilfe von Silke und Andrea, die
sich mit uns über die 24 Stunden kämpften, immer wieder für heißen Tee,
warme Nudeln, etwas Obst und Getränke sorgten, unsere Zeiten mitstoppten
und vieles mehr - nochmals ganz dickes Danke!

Nachdem wir uns später in kleinen Gruppen abwechselten (um die
Ruhephasen etwas zu verlängern, natürlich umso anstrengender für die
Aktiven), ging es etwa ab 12:00 Uhr am Sonntag immer wieder mit dem
kompletten Team im Wechsel auf die Strecke. Glücklicherweise hatte der
Nieselregen nicht allzu lange gehalten und es wurde rasch wieder
trocken, warm - und heftig windig! Ab 15:50 Uhr durfte dann nicht mehr
gewechselt werden und ich hatte die Aufgabe (und die Ehre) das Rennen
zu Ende fahren zu dürfen. Alle Helfer, Streckenposten, Mediziner,
Sicherheitsleute standen an der Strecke und spendeten Applaus, auf der
Start-/Zielgeraden war die Hölle los! Natürlich waren alle Teams
komplett versammelt, alle wurden frenetisch angefeuert, überall wurde
gefeiert ... Toll, ein wirklich ernst gemeintes "Danke" auch an das Team
für diese Aufgabe!

Zusammenfassend: es war großartig! Wir haben 143 Runden gefahren,
platzierten uns am Ende auf einem erfreulich guten Platz 90 von
573 Teams, keiner war gestürzt, alle selig und zufrieden. Natürlich hat
uns die Platzierung sehr gefreut (vor uns waren unter anderem
Nationalmannschaften und Profiteams im Ziel), die Faszination war aber
die Atmosphäre, der Kurs - und die Stimmung im Team!

Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich auch die andere Seite des
"Spaßes": Es ist eine Herausforderung - mitten in der Nacht nach
vielleicht 60min komatösem Tiefschlaf, schon vielen Sprintkilometern in
den Beinen und begleitend durch das Platschern von Regen auf dem
Zeltdach geweckt zu werden und auf die Strecke zu "dürfen", sich nach 22
Stunden immer wieder auf der langen Gerade und ohne Chance auf einen
Windschatten spendenden Vordermann sich gegen sieben oder acht
Windstärken zu wehren, allein schon immer wieder in die ständig feuchten
Protektoren zu schlüpfen oder gegen 03:30 Uhr auf nasser Fahrbahn im
Halbdunkel sich die Abfahrt hinunter zu trauen!

Trotzdem hatten wir viel, viel Spaß, jeder war hochkonzentriert und gab
alles, es wurde sich angefeuert, abgeklatscht, umarmt ... vielleicht
kommt ja in meiner Schilderung etwas hiervon 'rüber.

Aus Ausblick nur, das wir hier bestimmt nicht das letzte Mal gestartet
sind - und ich jetzt dringend ins Bett muss und noch viiiieeel Schlaf
nachzuholen habe (und Blasen pflegen muss und einen Mords-Muskelkater
habe und ...)

Glück auf - Kalle (mit immer noch einem Grinsen auf den Lippen, mit
Gänsehaut auf den Unterarmen und 'nem kleinen Glückstränchen in den Augen)

Das offizielle Ergebnis:

Das Team Post SV Buer hat den 90. Platz in der Gesamtwertung erreicht.
In der Kategorie General den 70. Platz.
In 24:05:03 Stunden wurden 143 Runden absolviert.
Das sind 597,74 km mit einer Geschwindigkeit von 24,82 km/h im Schnitt.
Teilgenommen haben 573 Teams (inklusive Solo-Starter).

Bilder gibt es in der Bildergalerie http://www.post-sv-buer.de/index.php?option=com_zoom&Itemid=57&catid=34 und von Jürgen auf den Seiten von Wupskate http://www.wupskate.de/forum/main.php?action=pictures&include=bilder&order=picture_name&ad=ASC&bps=12&cid=99)

Das Video kann man hier downloaden: (30 MB/27 Minuten)  http://members.aol.com/postsvbuer/lemansvideo.wmv